Interview bei Radio Orange (Wien), 09.10.2005

Interview bei Radio Orange (Wien), 09.10.2005

Christian ROLLY

 

— …Ich sehe, Sie haben hier Zigaretten auf dem Tisch liegen. Gehört Rauchen zu Ihrem Leben?

— Das  ist wirklich ein schlimmer Teil meines Lebens. Ich höre dauernd auf zu rauchen und fange wieder an. Ich hatte gerade zwei Wochen nicht geraucht und habe gestern wieder angefangen, als ich bei einem Auftritt war. Vorher habe ich zwei Wochen lang nicht geraucht. Das ist so eine Sache. Ich bemühe mich immer, nicht zu rauchen. Es ist nicht gut zu rauchen, es ist schlecht. Ich würde niemandem raten, damit anzufangen, denn wenn man anfängt, dann ist es schwierig... Ich bin entschlossen, vor der nächsten Tour aufzuhören, denn... -  ich höre dauernd auf. Jedesmal wenn ich nichts zu tun habe, höre ich auf. Und denke dann, gut, jetzt bleibt es dabei.Und dann passiert irgendwas, ich bin mit der Band zusammen, und dann: Ach komm, die eine... Aber letztendlich möchte ich es besiegen.

— Wird es mit den neuen Musikern einen neuen Sound geben?

— Das hoffe ich, denn das ist ja die Absicht, wenn man neue Musiker holt, man versucht, neu an die Sache heranzugehen. Aber eine gewisse Art von Sound muss erhalten bleiben, denn wenn wir die älteren Sachen spielen, dann muss das immer noch so klingen, wie es eigentlich gedacht ist. Aber es werden definitiv andere Leute spielen und es wird neue Sounds geben, also wird es ein bißchen anders sein. Ich freue mich darauf, etwas Neues zu machen. Es wird frisch sein und hoffentlich wird es toll. Ich habe noch nicht angefangen zu proben, ich lasse es Sie also später mal wissen, wie es sein wird.

— Welche aktuelle CD oder DVD kann man von Ihnen kaufen?

— Ich habe gerade die neue CD fertiggestellt, ein neues Album, das “Million Miles” heißt. Ich habe versucht, es rechtzeitg fertigzubekommen, damit es im Oktober veröffentlicht werden kann, aber wir hatten nicht genug Zeit. Das hätte bedeutet, dass es im November herausgekommen wäre, aber das ist zu spät, weil das kurz vor Weihnachten ist. Wir müssen jetzt also bis nach Weihnachten warten. Ich werde versuchen, es ungefähr am 6. Januar veröffentlichen zu lassen, eine Woche vor Tourneebeginn. Das wird dann also das neue Album und mit der Tour soll das Album beworben werden. Ich werde ein paar Songs von diesem Album spielen, ein paar Songs von älteren Sachen und das Set verändern. Vielleicht ein paar Songs spielen, die ich im Moment nicht spiele, vielleicht ein paar andere Smokie-Songs. Eben alles etwas verändern. Daran muss ich noch arbeiten, denn bis jetzt war ich mit anderen Dingen beschäftigt und habe das Album fertiggestellt. Jetzt wo es fertig ist, kann ich mich darauf konzentrieren, was ich als nächstes für die Tour mache.

— Zum Beispiel aktuelle Stars aus dem Hiphop-Geschäft in Amerika oder England -  könnte das ein neuer Weg sein?

— Im Moment nicht unbedingt. Im Moment habe ich eine Phase, in der ich mache, was ich will, nur die Musik, die richtig für mich ist. Auf dem Album, das jetzt fertig ist, sind völlig neue Songs, die ich selbst geschrieben habe. Alle Songs auf diesem Album. Ich habe mich selbst produziert und die meisten Instrumente selbst gespielt, alle außer dem Schlagzeug. Ich habe auch alles selbst gesungen. Ich habe einfach beschlossen, es ist jetzt Zeit, genau das zu tun, was ich für richtig halte.

— Wieviele Instrumente können Sie spielen?

— Auf diesem Album spiele ich alle akustischen und elektrischen Gitarren, Bass und Klavier, Synthesizer und Orgel. Also alle Keyboards und alle Gitarren und den Bass. Ich habe auch alle „backvocals“ gesungen. Das einzige was ich nicht gespielt habe, ist das Schlagzeug.

— In welcher Stimmlage singen Sie?

— Ich weiß nicht, in welcher Stimmlage, es ist wohl eine mittlere Lage. Aber ich kann ziemlich hoch singen oder auch tief. Ich kann auf einer ziemlich breiten Skala singen.

— Was war für Sie die interessanteste Arbeit mit anderen Bands in früheren Jahren?

— Mit denen ich gearbeitet habe oder nur, was ich gehört habe?

— Die Bands mit denen Sie gearbeitet haben. Sie haben ein paar Songs mit Suzi Quatro und anderen Stars gemacht, glaube ich. Was war das interessanteste?

— Die beste Zeit für mich war die Arbeit mit Mike Chapman, dem Produzenten, der eine große Inspiration für mich war. Das war in der Zeit, in der ich auch die Platte mit Suzi Quatro gemacht habe. Es sind eher Produzenten als Musiker. Ich habe mit vielen verschiedenen Musikern im Studio gearbeitet, aber Mike Chapman war der größte Einfluß. Er wäre also die Person, mit der ich am liebsten gearbeitet habe.

— Produzieren Sie auch andere Stars?

— Im Moment nicht. Ich habe es schon gemacht, aber nicht in letzter Zeit. Im Moment konzentriere ich mich auf mich selber. Das, was ich im Moment alles machen muss, das reicht. Die Songs zu schreiben und zu produzieren und all das, nur für mich. Das beansprucht alle Zeit, die ich habe.

— Und wen haben Sie produziert? Ist das ein Geheimnis?

— Nein, ich habe gar nicht so viele Leute produziert. Ich habe Fußball-Platten gemacht und Kevin Keagan, ich habe mit Agnetha von ABBA gearbeitet und mit verschiedenen Leuten. Die „Heavy Metall Kids“... Ich kann mich gar nicht erinnern. Ich habe in letzter Zeit eine Sängerin namens Teri produziert und ein Album mit ihr gemacht. Nur solche Dinge, nichts Großartiges. Ich habe das Produzieren nie als Vollzeitjob betrieben. Ich denke, dann müßte man sich wirklich ganz darauf konzentrieren oder genug Freizeit haben...

— Was ist ein typischer Tag von Chris Norman? Wann sind Sie morgens imstande aufzustehen?

— Das hängt davon ab, was ich tue. Wenn ich auf Tour bin, ist es ganz anders als wenn ich zu Hause bin. Wenn ich im Studio bin, stehe ich ungefähr um 9 Uhr auf und gehe dann spazieren oder laufen. Dann komme ich wieder und mache mir einen ruhigen Morgen, esse etwas und dann fange ich gegen 11 Uhr im Studio an. Und arbeite dann von 11 bis 8 oder so, das ist in etwa ein typischer Tag. Aber wenn ich auf Tournee bin, ist es völlig anders, denn dann kommt es darauf an, wann man mit der Show fertig ist und wann man ins Bett geht. Und dann stehe ich vielleicht später als 9 Uhr auf, um 10 oder 11. Es hängt davon ab, wann ich ins Bett gekommen bin. Aber grundsätzlich stehe ich ungefähr um 9 auf, wenn ich nicht auf Tournee bin, und gehe gegen 1 Uhr ins Bett.

— Wieviele verschiedene Sprachen können Sie sprechen?

— Englisch. Ich kann nicht wirklich andere Sprachen sprechen. Ich kann ein bißchen Deutsch, einfach nur weil ich hier bin. Aber nicht genug, um mich zu unterhalten, weil jeder, den ich hier jemals getroffen habe, sehr gut Englisch konnte. Und ich spreche ein bißchen Französisch.

— Vous parlez Français aussi? (Sie sprechen auch Französisch?)

— Oui. (Ja)

— Was ist denn die Lieblingsfarbe von Chris Norman?

— Ich habe eigentlich keine Lieblingsfarbe, es kommt darauf an, worum es geht. Bei Kleidung vielleicht Schwarz, bei Autos mag ich Silber und Schwarz, einfache Farben. Ich mag keine hellen Farben wie helle Rot- oder Blautöne. Wenn schon Blau, dann so ein mattes Blau wie das von Denim, oder Schwarz. Schwarz vor allem..

— Ist das Leben schwer für Ihre Familie, wenn Sie auf Tournee sind?

— Es ist schwer, so lange von ihnen getrennt zu sein, aber andererseits bin ich dann auch längere Zeit zu Hause. Ich denke immer, wenn man in einem so genannten normalen Job arbeitet, dann geht man morgens um 8 zur Arbeit und kommt um 6 Uhr abends zurück, und dann hat man keine Zeit mehr. Bei dem was ich mache, ist es dagegen so: Ich bin eine Zeit lang weg und dann komme ich zurück und bin eine längere Zeit zu Hause. Dann bin ich für ein paar Wochen den ganzen Tag und jeden Tag zu Hause. Es klappt also.

— Letzte Frage: Was ist Ihre persönliche Botschaft an alle Ihre Zuhörer?

— Nun, ich sage den Leuten, die gerne meine Musik hören, immer -  und denen, die das nicht tun auch -  dass sie zu einem Konzert kommen sollen und dann vielleicht sehen, wie es wirklich ist. Denn dass ich immer nur sowas mache wie „Living next door to Alice“ und „Midnight Lady“ oder diese Art von Softrock, das ist ein falscher Eindruck. Tatsächlich ist es viel rockiger als das. Deshalb sage ich den Leuten, die das schon wissen, das ist toll -  und sie sollten weiter kommen und die Platten kaufen. Und die Leute, die das nicht wissen, sollten kommen und es sich ansehen, und vielleicht wollen sie dann ja die Platten kaufen.

— Ok. Chris Norman, ich bedanke mich für das Interview.

— Danke.

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© Christian Rolly, "Radio Orange" (Österreich) www.wakeuporange.com

Transkribiert und editiert © 2006 www.chris-norman.ru